Sonntag, 27. März 2016

Beim Bäcker

Ein kleines blondes Mädchen
geht vor mir in die Bäckerei an
der Straßenecke. Ich vermute, 
sie ist drei Jahre alt.
Sie hat sich schick gemacht,
trägt ein lila Kleid, 
darüber einen dicken Anorak
und Winterstiefel.
Sie ist hochkonzentriert
und ganz präsent.
Ausgestattet mit Stoffbeutel, 
Scout-Geldbörse
und ganz viel Aufregung
steht sie vor der Glasvitrine mit
Brötchen und gibt der
freundlichen Bäckersfrau ihren
Einkaufszettel auf einem rosa Post it.
Mit ganz leiser Stimme sagt
sie nach langem Überlegen, welche 
Dinkelecke sie haben will.
Die mit Sesamkörnern.
Beim Bezahlen sucht sie 
ganz ruhig in ihrer Geldbörse
und fragt dann vorsichtig,
ob die Bäckersfrau die
5,55 € raussuchen kann.
Ich helfe ihr beim Verstauen
der Brötchentüte im Stoffbeutel.
Dann geht sie ganz
konzentriert nach Hause.

Die Bäckersfrau und ich sind
ganz gerührt. Sie sagt,
sie fühle sich selbst gerade erinnert an
solche ersten Male und 
könne das sehr gut nachfühlen.
Dabei strahlt sie.
Ich habe Pipi in den
Augen. Erstaunlich, mit wie
viel Ernst, Konzentration
und ein bißchen Angst, ob
das alles klappt und gut geht,
das kleine Mädchen da unterwegs war. 
Ich denke an das Gefühl
in solchen Momenten und
an das Gesicht meiner Tochter,
wie sie mit ihren ersten Brötchen
unter dem Arm und dem 
Wechselgeld wiedergekommen ist.
Unerwarteter Besuch beim Bäcker - 
ich wollte doch nur Brötchen
kaufen.

Gute Brötchen
gibt es dort übrigens auch:
Dinkelecke, Waitz Str. Ecke Gerhardstr.

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